Golden hour Ziellos streife ich durch die Altstadt. Ich habe Lust auf alles und nichts und frage mich, warum ich mich für heute Abend nicht verabredet habe. Ich komme an ein paar Bars vorbei, schaue mir die Frauen an, die dort sitzen, stehen, tanzen, fange ein paar Blicke auf und ziehe in Betracht, hineinzugehen. Anschlüssig werde ich langsamer, aber dann sehe ich, wie angeregt sich die Menschen darin unterhalten. Mir ist nicht nach Reden, ich wäre eher interessiert an etwas körperlicher Zerstreuung. Plötzlich fällt mein Blick auf eine Leuchtreklame. Die Silhouette einer Frau. Rote Samtvorhänge verdecken den Eingang. Ich bin neugierig. Langsam nähere ich mich der Tür, schiebe die Vorhänge zur Seite und stehe vor einer schweren Metalltür. Du hast eine Klingel. Ich drücke sie. Nervosität steigt in mir auf. Was ist das für ein Laden? Eine Klappe öffnet sich, grimmige Augen schauen mich an. Ein Zögern, dann schließt sich die Klappe und die Metalltür öffnet sich. Ein riesiger Typ bittet mich herein und sieht mir hinterher, während ich durch einen schmalen Gang laufe. Ich komme in einen großen Raum. Das Licht ist gedämpft. Überall gibt es kleine Sitzecken und in der Mitte eine Bühne mit silbernen Stangen, die vom Boden bis zur Decke reichen. Jetzt fällt bei mir der Groschen. Ich bin in einem Stripclub gelandet. Zufall oder ein Wink des Schicksals? Schmunzelnd suche ich mir einen freien Tisch in einer Ecke weiter hinten, lasse mich in das weiche Polster sinken, schaue mich um. Der Club ist gut besucht. Ich bin überrascht. Irgendwie habe ich mir so einen Laden schäbiger und einsamer vorgestellt. Dann geht das Licht auf der Bühne an und du betrittst den Raum. Mit schwingenden Hüften und deinem lasziven Lächeln steigst du die Stufen empor. Dein Gang ist geschmeidig, trotz deiner Stilettos. Ich setze mich aufrechter hin, um dich besser sehen zu können. Du läufst bis zur Mitte der Bühne, breitest deine Arme aus und lässt den Mantel fallen, der deinen Körper bedeckt hat. Deine Haut glänzt golden bis auf die wenigen Stellen, die von Stoff bedeckt sind. Sekundenlang verharrst du in dieser Pose, lässt dich betrachten und genießt es, wie es scheint. Völlig schamlos starre ich dich an. Deinen nackten Bauch, deine prallen Schenkel und deine schönen Füße, die in diesen unfassbar hohen Schuhen stecken. Du beginnst, dich zu der Musik zu bewegen, streichst mit den Händen über deinen Körper, fährst mit den Fingern an der Innenseite deiner Schenkel entlang.