Luise
Sie war nur arme Leute, weisen Kind
und wollte lieber sein, ein Baum im Sommerwind.
Und als ein Herr sie stehen sah am Herd,
so schwarz vom Rauch verwandelt das Gesicht,
war sie ihm trotz*** viel.
Viel Dukaten wert für eine Nacht, sie aber mochte nicht.
Sie war nur arme Leute, weisen Kind
und wollte lieber sein, ein Baum im Sommerwind.
Da sagte ihr der Herr, dass sie ihm bald
sein Weib schenke.
Weib möcht sein und ganz in Seiden gehen,
auch habe er ein schönes Schloss im Wald.
Dort würde sie nie wieder von ihm gehen.
Sie war nur arme Leute, weisen Kind
und blühte wie ein Baum im Sommerwind.
Und in *** Schloss, da färbte ihr Gesicht,
sich wie ein Hauch auf einem Rosenblatt.
Und viele Wochen lang verstand sie nicht,
wozu der Herr den Mann erschaffen hat.
Sie war nur armer Leute, weisen Kind
und wollte lieber sein, ein Baum im Sommerwind.
Und jetzt verstand sie auch,
warum nicht Brot allein satt machen kann *** Bauch.
Es muss auch Liebe sein.
Sie war nur armer Leute, weisen Kind
und wollte, dass er bliebe, dieser Sommerwind.
Der Sommerwind ging hin mit Kriegsgeschrei
und färbte in der Nacht den Himmel rot.
Und in der Schlacht war auch ihr Mann dabei.
Sie wusste nicht, wohin mit ihrer Not.
Sie war nur armer Leute, weisen Kind
und wollte wieder sein, ein Baum im Sommerwind.
Im Feld lag mancher Reiter schon verweht,
wie Blätter vom vergangenen Jahr.
In ihrem Herzen drin war kein Gebet.
Wie Schnee, so weiß war jetzt ihr langes Haar.
Sie war nur armer Leute, weisen Kind
und hatte nur den einen Gott, den Sommerwind.
Und als ihr Leib so welk war wie ein Baum im Herbst,
da ging es um die Welt.
ging sie in den Fluss und machte mit *** alten Sommertraum
und ihrer grauen Armut endlich Schluss.
Sie war nur armer Leute, Waisenkind
und wollte nie mehr sein, ein Baum im Sommerwind.
Waisenkind